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„Sprache – die zweite Säule der Kommunikation“

Frau Alexandra S. ist Personalentwicklerin einer Genossenschaftsbank. Ihr ist der sprachliche Ausdruck sehr wichtig, denn Kommunikation spielt in ihren Augen im Berufsalltag und für persönlichen Erfolg eine zentrale Rolle. Mit Frau S. durfte ich ein Interview führen.

Warum ist Ihnen persönlich eine gute Stimme wichtig?

Frau S.: Mit unserer Stimme zeigen wir uns als Persönlichkeit und transportieren Botschaften. In Gesprächen mache ich mir dies bewusst, und zwar auch solche Fragen wie: Drücke ich mich klar aus? Wie wirke ich auf mein Gegenüber? Wirke ich ruhig, souverän, oder vielleicht gehetzt? So etwas zeigt sich in der Stimme und in der Sprechmelodie.

Wenn ich Wörter wie „müssen“ oder „schnell“ benutze, kann es darauf hindeuten, dass ich fremdbestimmt handle. Es zeigt die Wechselwirkung von Sprechen und Denken. Man kann sich daher immer fragen: Was macht es mit mir selbst, wie ich mich ausdrücke?

Ganz allgemein finde ich, dies zu erkennen ist der Schlüssel für die eigene Kommunikation und die Entwicklung der Persönlichkeit!

Was fällt Ihnen in Kundengesprächen auf?

Frau S.: Normalerweise werden in Beratungsgesprächen bestimmte Wendungen und Formulierungen als ganz wichtig angesehen. Der Kunde oder die Kundin, die vor mir sitzt, ist aber ein Mensch mit Kopf und Herz! Es geht viel verloren, wenn man etwas trainiert und umsetzt, anstatt den ganzen Menschen zu betrachten. Vor einiger Zeit habe ich mit einer Kollegin zusammen die Gespräche unseres Nachwuchspersonals unter die Lupe genommen. Wir haben das Verkäuferische und die Sprache berücksichtigt und den jungen Leuten vorgeschlagen, auszuprobieren, was eine veränderte Herangehensweise oder Formulierung bewirkt und mit ihnen macht. Die Erfolge waren beeindruckend, für beide Seiten. So kann man sich sensibilisieren für Zwischentöne. Das beeinflusst die Atmosphäre eines Gesprächs ganz enorm.

Für Kunden wie für die Bank selbst steht das Thema Geld im Fokus. Inwieweit kann da die Stimme und die Art, wie man sich ausdrückt, überhaupt bewusst werden?

Frau S.: Wahrnehmen wird man dies immer. Wenn man das Gefühl hat: „Das war ein gutes Gespräch“, ist es manchmal unbewusst, warum dies so ist. Zum einen sind es die Inhalte, um die es geht, zum anderen ist es die Art und Weise, wie gesprochen wird. Das ist eine eigene Botschaft; sie ist nicht bewusst, aber sie transportiert etwas Eigenes, das nur in diesem Rahmen stattfindet. Es ist der Schlüssel für gute Kommunikation, sich dies bewusst zu machen. Meiner Meinung nach ist – neben dem Inhalt – genau das die zweite Säule in der Kommunikation.

Was fällt Ihnen in Vorstellungsgesprächen besonders auf?

Frau S.: Ich sehe schon in Bewerbungsunterlagen, wie etwas formuliert ist, und das spiegelt sich auch im Gespräch wider. Es gibt natürlich unterschiedliche Persönlichkeitstypen. Da kann man fragen: Welche Sprache empfindet jemand als normal? – Je früher wir die Chance haben, mit unserer Sprache bewusster umzugehen, desto eher stellen sich Glück und Erfolg ein.

Zu Kommunikation wird so viel trainiert. Was soll man nicht alles berücksichtigen! Es wird aber wenig darauf geschaut, Sprache in Bezug auf sich selbst zu sehen. Wenn ich aufzähle, was ich heute alles erledigen werde oder angehen möchte, gibt mir das mehr Zeit und ich bin selbstbestimmter als wenn ich sage, was ich tun muss. Manche sprachlichen Formen haben wir in der Schule gelernt und fanden es langweilig. Wenn wir aber gewusst hätten, welche Vorteile uns dies bringen kann, hätten wir es mehr schätzen können.

Was würden Sie jungen Leuten ans Herz legen?

Frau S.: Viele Menschen brauchen einen Fahrplan, an dem sie sich orientieren. Es geht aber nicht darum, in Trainings zu üben, wie man Inhalte auf verschiedene Situationen abbildet und dann eine Rolle einnimmt. So geht Authentizität verloren. Wir brauchen ein Bewusstsein für die Struktur der Sprache: Wie ist meine Wortwahl? Wie ist die Sprechmelodie? Wie ist der Stimmklang? Und die jungen Menschen brauchen Ermutigung, es auszuprobieren, damit sie nicht das Gefühl haben: „So redet ja bei uns keiner.“ Sie brauchen jemand, der ihnen dabei hilft, dass sie sich darauf einlassen wollen. Wenn ich heute eine Geschichte erzähle oder einen Sachverhalt schildere und morgen erzähle ich jemand anderem genau das gleiche, stimmt das inhaltlich überein, aber in der Art zu sprechen ist es anders! Der Rahmen ist ein anderer, die Situation, die Person. Genau das ist es, was mich authentisch macht, einzigartig. Die Sprache transportiert eine eigene Botschaft.

Vielen herzlichen Dank, Frau S.

Newsletter-Archiv

25. Juli 2022: Stimmgesundheit mit Kräutern
23. Mai 2022: Rhetorik der Verantwortung
27. März 2022: Haltung zeigen
24. Januar 2022: Feedback – unterschätzter Erfolgsfaktor
09. November 2021: Diverse Sprache, klare Sprache?
06. September 2021: Mit Slogans führen
12. Juli 2021: Emojis in der Stimme
31. Mai 2021: Mehr Eloquenz? Lesen Sie vor!
12. April 2021: Gute Rhetorik in Videokonferenzen
22. Februar 2021: Inszenieren Sie sich gerne?
04. Januar 2021: Die Macht der Emotion
16. November 2020: Verankerung in wechselvoller Zeit
30. September 2020: Präsenz für eine gute Performance
10. August 2020: Profil zeigen mit der Stimme
17. Juni 2020: Professionell klingen im Video-Call
6. Mai 2020: Mit Maske: schützen, atmen, sprechen

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Presseartikel

Zeitschrift Personalführung Ausgabe 8/2008
Der Ton macht die Musik
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Verwaltungs- und Wirtschafts-Akademien in Bayern
Ausgabe 1/2008

Ohne Kommunikation erfolgreich? – Wie Worte die Motivation steigern und kooperativ fördern

Text als PDF-Datei

TravelTalk, Ausgabe 19/2008
Interview „Positives Formulieren üben“

Niederbayerische Wirtschaft, Ausgabe 12/07, S. 10
Stimme und Sprache als Führungsinstrumente
Text als PDF-Datei

Weitere kontextspezifische Veröffentlichungen finden Sie unter
www.lektorenschulung.de/aktuelles

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Tolle Ausstrahlung!

Die Sache ist vielversprechend. Sie sind neugierig, erwartungsvoll, finden die Person, die vor Ihnen steht oder sitzt, vielleicht auch attraktiv, doch sobald sie den Mund aufmacht, ist es schon vorbei. Genauso kann es sein, dass Sie jemandem begegnen und einfach gefesselt sind. Davon, wie derjenige spricht. Die Stimme hat enorme Wirkungskraft. Idealerweise passt sie zum Erscheinungsbild und unterstreicht Ihre Ausstrahlung. 

Sprechen Sie Dialekt?

Die Sprache, die uns von klein auf umgibt, prägt uns enorm. Nicht umsonst nennen wir sie Muttersprache. Sie wird uns ein Leben lang begleiten. Eine Fremdsprache akzentfrei zu sprechen ist oft schwer. Das kann auch mit Hochdeutsch der Fall sein. Perfektes Hochdeutsch muss aber gar nicht sein. Viel wichtiger ist eine Sprache, mit der wir uns auf die Situation und unser Gegenüber einstellen, und mit der wir uns trotzdem identifizieren.